Da Altern ein höchst individueller Vorgang ist, kann wenig bestimmt und generalisierend dargestellt werden, mit welchem Alter Abbauprozesse einsetzen, ab welchem Ausmaß diese die Verkehrssicherheit gefährden und inwieweit die Beeinträchtigungen durch Kompensation mit anderen Fähigkeiten auf ein nicht die Verkehrssicherheit gefährdendes Maß reduziert werden können. Es kann zwischen drei altersbedingten Problembereichen unterschieden werden (vgl. Burgard/Esther 2005):
Einschränkung der Seh- und Hörfähigkeit durch:
- Zunehmende Blendempfindlichkeit
- Verzögerte Dunkelanpassung
- Reduktion der Dämmerungssehschärfe (im Vergleich zu jungen Personen brauchen ältere Menschen ein Mehrfaches an Licht, um ein Objekt wahrzunehmen)
- Einengung des Gesichtsfeldes (dh Punkte und Gegenstände können bei ruhiger, gerader Kopfhaltung und geradeaus gerichtetem, bewegungslosem Blick, visuell verringert wahrgenommen werden)
- Verschlechterung des Hörens im Bereich der niedrig- und hochfrequenten Töne
Einschränkungen im kognitiven Bereich (Kognition) durch:
- Verlangsamung der Informationsverarbeitung und Einbußen in der Wahrnehmung- und Entscheidungsgeschwindigkeit
- Verschlechterung der selektiven Aufmerksamkeit (nur bestimmte Aspekte der Umwelt werden wahrgenommen, andere ausgeblendet)
- Schwächung der Fähigkeit die Aufmerksamkeit zu teilen
- Einbußen in der Konzentrations- und Merkfähigkeit
- Schwierigkeiten mehrere Aufgaben gleichzeitig durchzuführen
- Schwierigkeiten, Geschwindigkeit und Entfernung richtig einzuschätzen (bedingt durch Seheinbußen)
- Größere Stresssensibilität
- Erschwerung von Anpassung-, Umstellungs- und Entscheidungsprozessen, insbesondere unter Zeitdruck
- Schwierigkeiten bei der Bewältigung komplexer Anforderungen
Einschränkungen im motorischen Bereich (Motorik) durch:
- Einbußen in der körperlichen Leistungsfähigkeit, z.B. geringe bzw. verringerte Beweglichkeit und Koordination (besonders Gelenkigkeit von Armen und Beinen), schnelles Ermüden, Nachlassen der Muskelkräfte
- Verlangsamte Reaktionszeit
- Frühzeitig einsetzende Erschöpfung der Kraftreserven
- Sonstige gesundheitliche Beeinträchtigungen
Positive Persönlichkeitsentwicklung
Demgegenüber sind im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung gerade im Alter einsetzende für das Lenken von Kfz vorteilhafte Eigenschaften zu erkennen:
- Emotionale Angepasstheit und stabile Verhaltenskontrolle (dadurch entfällt die bei jüngeren Fahrern oft vorhandene Regelmissachtung)
- Geringerer Egozentrismus
- Verzichtsfähigkeit
- Idealisierung defensiver und wenig dynamischer Fahrweise als Charakteristikum des guten Fahrers